Mama, Papa, was ist Angst?

„Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken, noch für Gefühle. Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.“
Ingmar Bergmann


Auweia. Ich hab gleich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei wollte ich doch niemanden verletzen, schon gar nicht Mama. Aber das Ende, mein Ende, es war einfach zu schrecklich, zu schmerzhaft. Ich sollte und wollte es wohl erfahren und mitnehmen, hier in das Leben dieser neuen Familie. 

Auweia, hab ich Mama weh getan, als ich zur Welt kam. Es war ein Kampf, ein Kampf mit dem Leben und dem Tod. Mit der Angst, mit der ich gehen sollte und die ich mitnehmen wollte. Um sie heilen zu können. Wie sie sich geäußert hat, die Angst, fragt ihr? Nun ja, ich hab einfach alles raus geschrien. Tagein, tagaus. Wochen, ja Monate lang. Mama und Papa waren schon ganz verzweifelt, aber sofort habe ich gemerkt, dass meine Entscheidung richtig war, diese Familie zu wählen. Denn sie haben einfach alles getan, um die Liebe gewinnen zu lassen. 

„El bebe tiene mucho mucho miedo“. Ja, ich bin in Spanien zur Welt gekommen. Das heißt soviel wie „das Baby hat sehr sehr viel Angst“. Dieser Satz, gesprochen von einem wunderbar weisen Mediziner, schwang meiner Mama um die Ohren, Monate nach meiner Geburt, nach Monaten des Schreiens. Des hilflosen Hinterfragens, was nur los sei. Der Leere. Hatte sie doch gerade erst meinen Bruder hat gehen lassen müssen, weil er sich entschieden hatte, doch nicht zu bleiben. Sie wünschte sich mich doch so sehr. Und nun war ich da, und konnte nicht mehr tun, als meine Angst heraus zu schreien.

Aber meine Mama, die ist eine starke Frau, eine alte Seele, eine Heilerin. Sie heilt mich jeden Tag, und dabei auch sich selbst. 

Denn meine Angst, mein Schmerz, das ist auch ihr Schmerz, ihre Angst. Und die meines Papas. 

Auweia, meinen Papa habe ich auch gefordert. Und ein bisschen krank ist er dann geworden, aber auch das hat ja seinen Grund.

Ich spiegele ihre Angst, vor allem ihre unerkannte, blockierende Angst. Deswegen bin ich ja da. Ich heile ihre Angst. Sie werden sie durch mich erkennen, dann annehmen und sich dann verändern. Deswegen haben wir uns ja getroffen, hier und jetzt.

Ich bestehe also aus Angst. Angst war mein Starter, mein Treiber, und ist jetzt mein Begleiter. Was ist eigentlich Angst? Ich frage das Papa sehr oft, weil es ihn ununterbrochen beschäftigt. Ich nehme an, er war sich seiner eigenen Angst gar nicht so sehr bewusst, bevor ich kam.

Angst soll weiblich sein. Es ist ja die Angst. Hm, wenn ich mich so umschaue, finde ich, die weiblichen Menschen haben irgendwie viel weniger Angst. Aber egal.

Angst kann beschützen, und sie kann Spaß machen. Oh ja, sie beschützt mich oft. Mein Papa spielt dann öfter mit mir mit der Angst um mich herum. Wenn ich wieder meine dunkle Seite hervorhole. Die hat mir schonmal geschadet, und mich letztlich von der Liebe weggerissen, hin zum Schmerz. 

Was war passiert? Nun, ich bin in den Krieg gezogen und habe meine Familie hinter mir gelassen. Krieg ist das Ursymbol für Angst. Die Familie das Ursymbol für Liebe. In einen Krieg für Menschen, für Seelen, die aus Angst bestehen, und deshalb selbst gar nicht in den Krieg ziehen, sondern andere gehen lassen. Mann, war ich bescheuert, aber ich habe meine Lektion gelernt. 

Zurück ins Hier und Jetzt. Mit Papa spiele ich immer „Kommt da der Imperator?“. Der Imperator, das ist der super böse, dunkle Typ aus „Krieg der Sterne“. Ich hab ganz schön Angst vor ihm, und entscheide mich dann immer ganz schnell dafür, mich hinter Papa zu verstecken. Ich glaube, der Imperator hat mich in den Krieg gezogen. Und ich möchte da nicht wieder hin.

Ihr wisst nicht, wovon ich rede? Ich glaube, ich werde dann mal bald mehr darüber erzählen, über die Reisen der Seelen, von einem Körper in den anderen. Ich sag Euch, da gibt es was zu erzählen…

Angst ist auch eine Energieform. Die ungesunde, ungelöste Form Energie, die einen Menschen umgibt. Nicht jeder Mensch hat diese treibende Energie um sich, aber einige, so wie ich.

Was bewirkt Angst? Nun, vor allem bedroht sie. Sie würgt. Sie beklemmt und macht abhängig, unfrei. Angst macht unfrei. Sie führt zum Wunsch nach Vermeidung und Verdrängung. Zunächst tut sie das alles mit einem selbst, aber ganz schnell dreht der Angstsauger das Alles nach außen, wenn er sich dieser Angst nicht stellt. So in etwa könnt ihr die Welt, in der wir alle uns heute bewegen, sehen und verstehen. Menschen mit Angst, mit unerlöster Liebe, drehen ihre Angst, die sie beklemmt und erwürgt, nach außen um, und erdrücken alle anderen. Eine Welt, die aus Angst besteht. Die aus Regierungen besteht.

Was kann die Angst besiegen? Na logo, nur die Liebe.

Die Angst kann man besiegen, wenn man in den Glauben springt. Den Glauben an sich selbst. Das nennt man dann „Urvertrauen“. Das Vertrauen in sich selbst, in andere und darin, dass das alles schon irgendwie gut gehen wird. Dieses Vertrauen bilden wir alle ganz früh aus, daher ja Urvertrauen. Wir schreien die Angst hinaus, der eine mehr, der andere weniger. (Wie gesagt, ich dann wohl eher mehr, weil ja sooo viel Angst bei mir im Gepäck war).

Eine Mama, und ein Papa, die sind die Einzigen, die diese Angst nehmen und das Vertrauen geben können. Wenn sie sich für die Liebe entscheiden. Meine Mama und mein Papa haben dies getan. Sie haben mich nicht ins Leere schreien lassen, bis ich erschöpft wieder eingeschlafen bin, als kleines Baby. Denn was passiert da schon, wenn wir mit unserer Angst alleine gelassen werden, wenn wir schreien und weinen, bis wir einschlafen? Wir geben auf. Als ganz frische, kleine Seelen, die sich nach Liebe sehnen. Erhört keiner unsere Schreie, dann bleibt die Angst, und die Liebe hat keine Chance.

Viele Schreie der kleinen Kinder werden nicht erhört. Es mag nicht „Schuld“ der Eltern sein, sondern „Schuld“ des Systems, in dem wir leben. Aber egal, die Angst bleibt. Und ebenso das System, das aus Angst besteht.

Ich prophezeie jetzt mal, das mit der Angst, das wird erstmal noch schlimmer werden. Also, bei mir nicht, bei mir wird es besser, Mama und Papa helfen mir dabei jeden Tag. Aber bei vielen anderen, die sich an Dingen festhalten, die sie letztlich nicht festhalten können. Festhalten kann man sich nur an sich selbst, an der inneren Stabilität. Die bekommt man ganz ganz früh, oder man bekommt sie nicht.

Wenn die äußeren Sicherheiten mehr und mehr wegfallen, wird es darum gehen, ins Innere zu gehen. Au Mann, was man da tolles erfährt!

Das Schöne an der Angst ist, man kann sie lernen und wieder verlernen. Sicher, umso größer sie wird, umso weniger Vertrauen aufgebaut wird, desto schwerer wird es, aber dennoch kann man die Angst wieder verlernen. Das wird wohl meine Lebensaufgabe sein, wie sonst sollte ich irgendwann in die Liebe kommen?

Wann also verlernen wir die Angst? Nun, ist ja klar, da wir fast alles als Kind lernen – natürlich als Kind. Und wie? Mit Hilfe von Mama und Papa. Nicht von fremden Erziehern, die viele Kinder um sich herum haben. Klar, auch diese Menschen können lieben, aber niemand kann so lieben wie Mama und Papa.

Wir verlieren die Angst, indem wir uns geborgen fühlen. Indem wir uns hingeben können, unserer Angst. 

Wenn im Kleinen, bei uns Kleinen, die Angst ersetzt wird durch Vertrauen und Liebe, dann kann das auch im Großen gelingen. Dann brauchen wir im Ergebnis nicht mal mehr gierige Angstsauger. Wir brauchen nur uns selbst und das Vertrauen, dass es alles irgendwie schon gut gehen wird.  

Die Welt könnte so schön sein, wenn alle ihre Angst akzeptieren würden und Vertrauen erst in sich und danach auch die anderen aufbauen könnten.

Ich glaube daran, dass die Welt so sein wird, recht bald, und dass wir jetzt bereits die ersten Schritte dahin machen. Auch wenn wir davor uns erst wirklich unserer tiefsten Ängste werden stellen müssen.

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