Ich bin so frei.

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
Viktor E. Frankl

Mein Papa erzählte mir, er kann sich an sein allererstes Gedicht erinnern, dass er in der Schule schreiben musste.
Was ist Schule, fragte ich? Naja, das soll jetzt nicht das Thema sein, dieser leidigen Sache wende ich mich an anderen Stellen genug zu…
Also, er erzählte mir, er kann sich daran erinnern. An vieles mag er sich aus dieser Zeit nicht erinnern. Überhaupt, dass er nicht jeden Tag ein Gedicht schreiben durfte, dass war das Schlimmste. Warum auch etwas, was man sehr gerne mag und gut kann, öfter machen, wenn es so viele Dinge gibt, die man ebenso gut können wollen muss – Schule halt.

Dieses Gedicht, es ging um die Freiheit der Gedanken. Er erzählte mir, er war so 12. Die Welt ziemlich klein. Die Unsicherheit groß. Aber in diesem Gedicht, da hat etwas aus ihm gesprochen, was er nicht in sich behalten wollte. Und er wurde erhört, von der ganzen Klasse – die Klasse, das Zentrum seiner kleinen Welt. Er wurde erhört, weil er seine innere Wahrheit ausgesprochen, seine Ängste überwunden hat.
Papa sagt mir jetzt immer, ich solle meine innere Freiheit behalten. Und meine Meinung sagen. Was in mir ist, muss raus. Meinungen kann man unterdrücken, aber man kann sie nie beseitigen. Auch von außen kann dies nie gelingen. Unterdrückte Energie führt zu Krankheit.

Mir fällt auf, da draußen, da sagt kaum jemand, was er denkt. Aber alle denken doch etwas.

Die Menschen wirken sowieso schon nicht frei. Kaum jemand kann das machen, was er möchte. Kaum jemand führt das Leben, dass er träumt.
Aber nicht einmal die Gedanken hat man heute frei für sich? Warum bloß nicht, was steckt nur dahinter?
Ist es nicht eher so, dass einige Wenige gerne die Gedankenkontrolle über alle anderen hätten?

Es ist genauso wichtig, das zu sagen, was man denkt, wie, Dinge nicht zu sagen, wenn man es nicht will.

Für mich ist das normal, weil Mama und Papa mich immer aussprechen lassen, was ich denke. Was ich will und nicht will. Natürlich gibt es Grenzen für das was ich will – aber nicht für die Freiheit meiner Gedanken.

Für viele, die ich treffe scheint es nicht normal zu sein, das zu sagen, was sie denken. Weil – es kann ja falsch sein. Wie kann ein Gedanke „falsch“ sein, frage ich immer? Er ist doch da, also ist er richtig. Ob er nun jedem gefällt, das ist was anderes. Aber er ist und bleibt da.

Die Mächte, die versuchen, unsere Gedanken zu beherrschen, zu unterdrücken, zu berichtigen – sie werden nicht gewinnen. Sie können nur für einen kurzen Moment die Wahrheit wegschieben, am Ende jedoch, da kommt sie immer heraus, die Wahrheit. Die Wahrheit der Gedanken.

Durch den Ausdruck unserer inneren Welt erreichen wir innere Freiheit. Und nur aus dieser inneren Freiheit können wir die äußere Freiheit erlangen, nach der sich alle so sehnen, in einer Zeit, in der es so scheint, als ob wir alle wieder Sklaven werden – wollen wir etwa gar nicht frei sein?

2 Antworten auf „Ich bin so frei.“

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