Mamas, Papas, hört ma her. Wir sagen Euch, was wir brauchen.

Wir sind neugierig und rein. Und wir sind fester in uns als ihr Euch es vorstellen könnt. Ihr glaubt wahrscheinlich immer noch, Ihr müsst uns stark machen. Dabei sind wir schon super stark sozusagen. Wir kommen stark auf die Welt. Mit einer Intuition für alles was passiert und was auf uns einprasselt.
Lasst uns also doch einfach mal damit anfangen, dass Ihr uns nicht unsere Stärke nehmt.

Klar bringen wir unsere Themen mit, unsere Verletzungen unsere Probleme und damit auch Schwächen. Doch die haben wir uns ausgesucht, genau so wie wir uns Euch ausgesucht haben.  

Ihr seid da, damit wir nicht gebrochen werden. Seid da bitte. Lasst uns stark und noch stärker werden. Macht uns keine Angst, unterdrückt uns nicht.
Wir wissen, was gut für uns ist. Na gut, bei Schoki ist es schwierig. Aber – wir werden schon herausfinden, wie viel Schoki gut für uns ist, vertraut uns.

Lasst Eure Angst Eure Angst sein. Lasst Eure Angst gehen. Überlegt doch lieber, ob es vielleicht Euer Kram ist, den Ihr an uns abarbeiten möchtet oder meint zu müssen.

Wir lieben Euch so wie Ihr seid. Wir kennen kein schwarz und weiß, kein links und rechts. Wir wissen nicht, was Politik ist. Wir wissen nicht was Schule ist. Was wir wissen, mit manchen kommen wir nicht gleich zurecht. Aber wir lassen uns trotzdem so sein, wie wir wollen, solange man uns lässt. 

Mama, Papa, wir lieben Euch. Wie Ihr seid und auch so, wie Ihr werden wollt. Und wisst Ihr was – wir erlauben Euch, so zu werden, wie Ihr wollt!

Erlaubt es uns auch. 

Ach ja. Mega wichtig ist wohl – gebt uns nicht weg. Wir sind hergekommen, damit wir bei Euch sein dürfen.
Wir wissen, dass es anstrengend für Euch sein kann. Wir wissen nicht was Geld ist. Aber wir wissen, dass wir Geld kosten, Ihr sagt es uns ja schließlich jeden Tag. Auch wenn wir keine Ahnung haben, was an Geld nun so wichtig ist, wie Ihr es immer meint. Lasst Euch halt was einfallen, aber gebt uns nicht einfach weg.

Wir wissen, dass Ihr auch Eure Ruhe und Zeit für Euch braucht. Aber wenn Ihr uns weggebt, früh, ganz früh, an Menschen, die es sicher, naja, vielleicht, gut meinen, aber einfach nicht unsere Eltern sind, dann kommen wir lauter zurück. 

Ich meine damit wirklich und ehrlich: gebt – uns – nicht – weg. Am besten keinen einzigen Tag.

Wir sind der Spiegel Eures eigenen Traumas. Deswegen sind wir hier. Wir geben Euch die Chance, Euch zu heilen. Indem Ihr uns liebt – so wie wir sind – lernt Ihr, Euch selbst zu lieben. Glaubt uns mal. 

Verbringt Zeit mit uns. Spielt mit uns. Glaubt mir, es wird Euch gut tun. 

Mama und Papa wissen was ich meine. Sie lassen sich auf die Sache ein. Sagen wir, am Anfang musste ich ein wenig nachhelfen, denn sie wollten es nicht gleich verstehen. Aber jetzt haben wir uns geeinigt.
Sie haben mich lieb. Das ist das Wichtigste für mich. Denn Liebe heißt für mich, so angenommen zu werden, wie ich bin.
Sie verbiegen mich nicht. Denn sie haben verstanden, dass sie nur ihre eigenen, ungeöffneten Türen durch mich öffnen würden, wenn sie mich verbiegen. Sie wissen, ich habe mein Leben. Und sie sind für mich da, damit ich es leben kann, damit ich beschützt werde um es dann selbst gehen zu können. 

Was sie schon mal gar nicht machen, mich zu bedrohen. Mit Ärger drohen, wenn ich etwas nicht mag. Mir Angst machen.
Klar brauche ich Grenzen, alle Kinder brauchen Grenzen, denn wir wissen nicht, was Grenzen sind. Aber – sie lassen uns dorthin gehen, an diese Grenzen, und das Wichtigste – sie kommen mit. Und erklären uns, was passiert, wenn wir drüber gehen, über die Grenze.

Glaubt uns mal, für uns Kinder gibt es eigentlich überall Grenzen. Macht uns nicht noch welche.

Klar müssen wir auch ankommen, Gesellschaft nennt sich das wohl. Auf dass wir flott flott erkennen, dass wir ja nicht zu wild sein sollen, uns zu viel herausnehmen. Aber keine Sorge, das erkennen wir ohnehin von selbst. Wir wollen es sogar.
Wir sind hierher gekommen, um ein Teil dieser Gesellschaft zu werden. Aber nach unseren Regeln.
Wir werden erst wir selbst und dann kommen wir da rein, in diese Gesellschaft – abgemacht?
Ansonsten – naja, ansonsten sind wir nur leere Körper, denn unsere Seele dreht dann ihren eigenen Weg und trägt den Körper lediglich herum.
Wir sehen ja alles als Kinder – daher sehen wir auch diese ganzen seelenlosen Körper durch die Gegend laufen. Wenn ihr das auch nur könntet. Sieht irgendwie lustig aus…

Was mir noch einfällt – glaubt nicht, wir lernen, was Ihr uns gebt. Wir lernen, was wir wollen. Wir lernen auch wie wir wollen. Das scheint ganz besonders schwierig für Euch zu sein.
Immer wollt Ihr uns erklären, was wir lernen müssen. Dabei merkt ihr gar nicht, dass wir in jeder einzelnen Sekunde sooo viel lernen – Hundertausendmillionen sozusagen. So viel lernen wir, wenn wir nur die Augen aufmachen. Da brauchen wir gar nicht Eure Aufgaben, die Ihr uns hinlegt, damit wir sie fleißig in unsere Köpfchen schieben.

Na gut, eine letzte Sache noch, dann bin ich auch schon wieder fertig für heute. Also, wenn ich sage, wir sind schon stark hierher gekommen. Dann heißt das nicht, dass wir reine Engelchen sind. Wir sind alle eher Engelchen und Teufelchen. Wir alle können erschaffen und zerstören. In uns wohnt das Konstruktive und das Destruktive. Darth Vader und Joda sozusagen.

Mama, Papa, es liegt an Euch, ob Ihr unsere zerstörerische Kraft fördert oder unsere Schaffenskraft.

Das Wichtigste überhaupt, also das, was wir brauchen – seid einfach für uns da, seid bei uns und nehmt uns wie wir sind.

Eine Antwort auf „Mamas, Papas, hört ma her. Wir sagen Euch, was wir brauchen.“

  1. JaGilt bestimmt auch für Omas und Opas und Anverwandte! Auch die sollten sich das mal durchlesen! Und zwar bis zum Ende!

    Aber manches Mal ist es auch nur Fürsorge und manches Mal Übertriebene, aber
    keine Vorschriften oder gar übertriebenen Sorgen,
    die die sich hin und wieder machen.

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