Papa ist seiner Seele begegnet.

Mein Papa und ich, wir spielen gern. Schubkarre fahren, Joda gegen den Imperator kämpfen und so. Oder einfach Geschichten erzählen. Mein Papa erzählt mir gerne Geschichten.
Heute möchte ich mit euch eine Geschichte teilen, die er mir erzählt hat, die er selber erlebt hat. Er sagte, ich war da auch schon bei ihm. Ich kann mich nicht so richtig erinnern, aber ich fühle, dass ich ihm da doch ganz ganz nah war.


„Diese Angst. Ich weiß nicht mehr wo hin mit mir. Wieder kann ich nicht schlafen. Mein Körper drückt und schmerzt jetzt überall mittlerweile. Heute Abend war es ganz schlimm. Nina und ich waren so gestresst, ich habe mit ihr diskutiert und konnte kaum sprechen. Mein Kinn, die Zunge, alles wie eingefroren. Ich habe das Gefühl, ich friere ein. Ich habe, als ich allein war, es nicht geschafft, mir selbst mit dem Löffel die Suppe in den Mund zu führen. Meine Handgelenke sind einfach zu steif, wie eingefroren. 

Kateryna redet auf mich ein, ob ich nicht sehe, was ich für eine Energie aussende – „Ich entlade neben Dir!“ – es klingt wie ein Vorwurf, aber ich weiß nicht, wovon sie spricht. Ich kenne sie kaum. Sie sagt mir, ich solle die Angst loslassen. Es soll nicht das letzte Mal sein, dass sie mir das sagt.

Die Panik. Die pure Angst, komplett die Kontrolle zu verlieren, sie ist das Schlimmste. Warum kann ich sie nicht zulassen, die Hilflosigkeit? Ich bin mittlerweile manchmal komplett hilflos. Nachts, da bin ich komplett allein. Zu müde um zu stehen, aber die Nerven tun zu doll weh, als dass ich liegen könnte. Also sitze ich. Im Dunkeln, allein.

Ich hätte nicht googeln sollen. Es gibt da so eine Krankheit, da hat man die gleichen Symptome wie ich sie habe. Fast alle. Da verliert man komplett den Einfluss auf seinen Körper. Die Nerven sind außer Kontrolle. Man wird immer schwächer und dünner, die Energie verlässt den Körper. Oh mein Gott, ich war doch vor einem Jahr noch so sportlich. Oh mein Gott, hab ich Angst.

Überhaupt Gott. Kateryna hat wieder meditiert. Sie hat mir grüne Energie gesendet. Es hat sogar ein wenig genutzt. Dreckig geht es mir trotzdem. 

Sie hat gesagt, sie sieht ein Kreuz, wenn sie mich sieht. Sie channelt. Sie sieht meine Seele. Sie hat mir erklärt, es gebe eine universelle Zeitleiste, die Akasha-Aufzeichnungen. Sie sieht, dass ich ein langes Leben vor mir habe und einen wunderbaren Lebenssinn. 

Ich hab trotzdem solche Angst. Angst ist quasi alles, was ich kenne. Das Wasser steht mir bis zum Hals. Ich habe wirklich das Gefühl, ich gehe unter, ich ertrinke und erfriere gleichzeitig. 

Ich solle meine Ängste zu Gott geben, sagt Kateryna. Ich soll loslassen, die Kontrolle aufgeben. Es fällt mir so schwer. 

Mein Körper friert ein, aber ich bin gerade so nah an meiner Seele, wie ich es noch nie war. Ich sehe klar. Ich höre klar. Ich fühle klar. Meine Intuition ist hochaufgelöst. Ich kann quasi in die Zukunft sehen, sehe die Aura der Menschen um mich herum. Aber mein Gehirn ist neblig. Vielleicht gerade deswegen, mein Verstand funktioniert kaum, dafür mein Herz. Naja, das wirkliche Herz wird gerade schlechter. Manchmal hab ich Herzrasen. Hohen Blutdruck auch. 

Aber jetzt, wo mein Körper offen vor mir liegt, ich habe wirklich das Gefühl manchmal, nicht in meinem Körper zu sein, da sehe ich, was meine Seele ist. Sie ist rein, voller Liebe. Und so viel Angst. Sie muss viel erlebt haben. 

Kateryna sagt, Angst wird meine größte Herausforderung sein im Leben. Hier ist sie. Sie kontrolliert mich. Komplett. 

Witzig, ich habe vor 20 Jahren mal einen Spruch als mein Lebensmotto genommen, „live your dreams, face your fears“. Lebe deine Träume, stell dich deinen Ängsten – ich hatte keine Ahnung, was das heißen mag. 

Heute hat Kateryna meinen Papa zu mir geschickt. Ich spüre ihn ganz nah bei mir. Sie hat mir erklärt, er ist der Guide meines Sohnes. Er ist immer bei ihm, um ihn zu schützen. Ich vermisse ihn. Dabei kenne ich ihn ja nicht, so früh ist er doch gegangen. Sie sagt, ich solle ihm vergeben, dass er so früh gegangen ist. Und mir soll ich auch vergeben, wenn ich auf ihn deswegen sauer war. 
Ich frage mich mehr und mehr, ob meine ganzen unverarbeiteten Themen etwas mit meiner Krankheit zu tun haben, und nicht irgendein Virus.

Als Papa ging, war ich so alt wie mein Sohn jetzt. Ich glaube, ich lebe gerade das Sterben meines Papas nach. Das ist doch quatsch. Es ist nicht mein Schicksal. Es war Seins. Meins ist es, für meinen Sohn da zu sein, er hat noch so viele Schwierigkeiten. So viele Ängste. Vielleicht spiegelt er meine Ängste, oder ich seine? Ich muss für ihn da sein. Zur Zeit kann ich ihn nicht mal hochheben, so wenig Kraft habe ich.

Soll es das wirklich sein? War es das? Heute habe ich das Gefühl, ich werde sterben. Ich löse mich immer mehr auf, gleichzeitig erfriere ich immer mehr. Meine Haare sind mir ausgefallen an den Beinen. Das habe ich erst gar nicht mitbekommen. Ich kann nur noch ganz langsam sprechen. Meine Zunge ist so fest, dass ich die Worte nicht schneller herausbekomme. Daher rede ich auch kaum noch mit jemandem. Es ist mir peinlich. Wow, die Kontrolle abgeben fällt mir wirklich schwer. Teilt mir die Krankheit mit, dass ich das lernen soll?

Ich habe keinen Fitzel Energie mehr im Körper, jeder kleine Stress macht mich fertig. Dann war es das halt. 

Ich bin aufgeschreckt, endlich konnte ich mal schlafen, und dann stand plötzlich diese alte, graue, böse Frau vor mir. Ich schwöre, sie war wirklich da. Ich hab sie verscheucht. Was wollte sie von mir, ist sie ein Dämon? Ihr bekommt mich nicht, ich habe sie vertrieben. Ihr bekommt mich nicht. Mein Licht ist stärker als eure Dunkelheit.  

„Give it to God,“ sagt Kateryna immer wieder. Ich war heute in der Kirche. Da war ich lange nicht mehr. Ich habe mein Kreuz mitgenommen. Und meine Ängste abgegeben. Zu Gott. Es viel mir schwer, zu definieren, was Gott ist, was Gott für mich ist. Auf jeden Fall spürte ich eine Verbindung zu etwas, das größer, höher, heller war als ich. 

Krass Mann, ich kann nicht mehr sprechen. Das gibt es doch nicht. Meine Füße sind aufgeplatzt, keine Wunde heilt mehr zu. Mir ist nur noch kalt. Die Haare an den Beinen sind mir nun komplett ausgefallen. Gleichgewichtssinn habe ich keinen mehr. Spaziergänge gebe ich nach ein paar Minuten wieder auf. 

Selbst Kateryna gibt jetzt auf. Sie zieht sich zurück, sagt sie, sie kann nicht mehr. Sie spürt meine Ängste wie ihre eigenen, heute dachte sie, sie müsse sterben. Sie sagte, ich muss da alleine durch, sie schafft es nicht. Jetzt bin ich ganz alleine. Zeit loszulassen. 

Ich bin allein. Meine Familie ist meist um mich, aber dennoch bin ich allein. Vor allem nachts, wenn alle schlafen und ich nicht. Irgendwie bringen mir die Dunkelheit und Einsamkeit jetzt doch Licht. Ich habe das Gefühl, es ist nicht vorbei. Es ist eine Transformation. Es muss eine Transformation sein. Bitte lass es eine Transformation sein.

Kateryna hat sich gemeldet. Sie meint, etwas Außergewöhnliches sei passiert. Mein Spirit Guide sei ihr erschienen. Das passiert ganz selten, sagt sie, und es ist kraftvoll. 

Er sei ein asiatischer Kampfkünstler. Er hilft mir, meine Ängste zu zerlegen. Sie sind dick und groß wie Bambus, das stärkste aller Holze. Er sägt einen Stamm nach dem anderen ab, aber sie – die Stämme und die Ängste – wachsen schneller als er arbeiten kann. Ich muss meine Ängste annehmen und zerkleinern, eine nach der anderen. 

Ich war endlich beim Arzt. Warum war ich solange bei keinem Arzt? Hatte ich Angst? Genau genommen war ich bei zwei Ärzten. Der erste meinte, mir fehle Schlaf und hat mir Schlaftabletten verschrieben – ich bin nicht wieder hingegangen.
Die zweite Ärztin hat mich, nachdem sie meine Werte sah, gefragt, wie ich es zu ihr geschafft habe. Meine Werte sind ca. 30-fach über den Normwerten, was auch immer eine Norm sein soll.

Die Schilddrüse muss der Sitz meiner Seele sein. Sie hat sich gemeldet. Sie hat sich mir offenbart, aber noch nicht diesen Körper verlassen, weil ich hier noch zu viel vorhabe. 

Ich muss meine Familie beschützen. Ich muss meinen Sohn aufwachsen sehen. Ich muss meine Visionen umsetzen, endlich. Schon Jahre arbeite ich da rum, ohne den entscheidenden Kick, immer gab es andere Dinge, die sich davor geschoben haben. Ich will doch so gerne andere Menschen glücklich machen, sie zu ihrem Wesenskern begleiten. Wie aber hätte ich das tun können, ohne meinen Kern je zu sehen? 

Was ist das, was ist passiert mit mir? Bin ich erwacht? Von was nur. Habe ich tatsächlich geschlafen, ich dachte immer, ich sei so viel wacher als andere. Vielleicht hab ich trotzdem geschlafen. Und, das, obwohl ich am Ende nicht mehr schlafen konnte. Mein Körper setzt sich langsam wieder zusammen. Diese kleinen Tabletten schieben mich wieder zurück ins Leben, heraus aus dem Jenseits, ich dachte, ich wäre schon längst dort. 

Meine Seele hat zu mir gesprochen. Sehr laut. Ich habe es wohl vorher nicht gehört, was sie mir zu sagen hatte. Ich weiß jetzt, was sie mir sagen wollte. Ich solle leben. Meine Ängste halten alles auf, was ich tun soll, hier und jetzt. Ich soll lieben. Ich liebe. Meine Familie ist mein Ein und Alles. Ich gehe aber auch anders auf andere Menschen zu. Irgendwie liebe ich alle. Auch die Schlimmen. Ist nicht immer gut, aber ich mache es trotzdem.

Ab jetzt werde ich hinhören, wenn meine Seele zu mir spricht.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert